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Kazimierz Salewicz

Wie kann Microsoft eine Neurose verursachen?

Aktualisiert: 5. Aug.

Meine kurze Antwort: sehr einfach!


Begründung? Meine Erfahrung aus letzten Tagen. Die lautet folgenden Maßen an:


Das Jahr 2021 ist um und das Jahr 2022 hat gerade erst begonnen. Zum ersten Mal in 2022 öffne ich MS Word und sofort sehe ich die Nachricht, dass in kürze meine Microsoft Lizenz abläuft und ich muss sie (wenn ich weite Microsoft Produkte verwenden möchte) verlängern.

Aus gewohnter Höflichkeit stellt Microsoft – natürlich – einen notwendigen Button „Kaufen“ zur Verfügung.


Also, vorwärts!


Als Antwort auf das Klicken auf „Kaufen“ bekomme ich die Einladung zu Anmelden.


Wie gewohnt will ich mich in mein Microsoft-Konto einloggen und bekomme sehr unerwartet folgende Nachricht „Microsoft Services Agreement wurde nicht eingehalten und dein Konto ist gesperrt.”


Was habe ich verbrochen? Was kann ich erwarten? 20 Jahre Haft? 1 Million $ Strafe?


Aber Microsoft ist großzügig und bietet mir an das „Service Agreement“ zu lesen und selbst herauszufinden was meine Verfehlung ist. Zusätzlich wurde mir angeboten, dass ich per SMS einen Code bekomme, der nach Eintippen ermöglicht die Blockade meines Kontos aufzuheben. Also, den Code habe ich per SMS bekommen, eingetragen und mein Konto wurde von Microsoft wieder eröffnet. Man kann sagen: viel Lärm um nichts.


Nein!


Mein Kollege hat mir geraten Microsoft anzurufen und sich erkunden lassen, warum Microsoft mein Konto gesperrt hat. Also, habe ich 0800 123 345 gewählt. Leider ein direktes Gespräch mit Menschen ist unmöglich und stattdessen hat eine automatische Ansage mich darüber informiert, dass ich alle notwendigen Informationen über meine Probleme auf der Internet Seite help.microsoft.com finde. Die Suche hat nicht lang gedauert und ich habe die folgende Erzählung gefunden:



Kurz gesagt: keine konkrete Aussage über meine Schuld. Noch besser: mein Konto wurde gesperrt, weil ich MÖGLICHERWEISE gegen Microsoft Nutzungsbedingungen verstoßen habe.


Und jetzt ist schon die höchste Zeit derzeit verwendeten halb-scherzhaften Ton zu verlassen und sehr seriös zu sprechen.


Welche Konsequenzen zieht eine Sperre des eigenen E-Mail-Konto nach sich?


Auf den ersten und naiven Blick seht den oben beschriebenen Vorfall aus, wie ein ziemlich harmloses Ereignis oder ein neuer und sehr kreativer Umgang mit Recht.


Harmlos ist es jedoch nicht, weil es sich um Grundsätze des Rechtssystems handelt. Eine Beschuldigung des jemanden und Herangehensweise zu Verantwortung für MÖGLICHE Verletzungen von Nutzungsbedingungen ist ein weit gehender Schritt.


Jemanden für die vermutete mögliche Verletzung des Vertrages zu bestrafen, bedeutet eigentlich, dass jeder je nach Lust und Laune von Microsoft bestraft werden kann.


Und wenn ich (und jeder andere Microsoft Nutzer) nicht weiß, was sie oder er lt. Microsoft „verbrochen“ hat, dann kann sie oder er auch hochoffiziell vom Microsoft als Wiederholungstäter ernannt werden, um in Folge eine Kontosperre zu erfahren.


Ist es nicht Grund genug für Nervosität?


Ja! Überlegen wir jetzt was hat so eine willkürliche Kontosperre als Konsequenz hat? Die eigene digitale Identität wird augenblicklich ins Koma geschossen. Die Sperre betrifft persönliche und ggf. auch alle beruflichen Email-Korrespondenz, alle Kontakte im Adressbuch, Dokumente in der Cloud, gespeicherte Passwörter, Terminkalender. Auch Online-Zahlungen können unter Umständen nicht mehr durchgeführt werden.


So eine Kontosperre versetzt einen privat und möglicherweise auch beruflich in die Steinzeit zurück. Man ist handlungsunfähig und schnell kann das existenzgefährdend werden. Denken Sie zum Beispiel, dass dies während einer Dienstreise passiert, wo bei fehlendem Impfnachweis Boarding verweigert wird und man augenblicklich zum gestrandeten Obdachlosen verkommt.


Da frage ich mich weiter, ob wir uns nicht zu sehr auf digitale Inhalte verlassen und was es bedeutet, wenn diese Daten nicht mehr dem Eigentümer zugänglich gemacht werden. Wobei bin ich überhaupt noch der Eigentümer der Daten oder ist das mittlerweile schon Microsoft (siehe Nutzungsbedingungen)? Haben wir jetzt unsere Daten, quasi unsere Seele für einen gratis Email-Account verkauft?


Diese willkürlichen Kontosperrungen werden öfter und öfter und wird bei verschiedenen Diensten (YouTube, Facebook und andere) breit praktiziert. Bei zunehmender Digitalisierung ist zu erwarten, dass wir über diese Services ein offiziell anerkanntes Ranking bekommen und somit von weltweit agierenden Konzernen abhängig werden, weil wir haben durch bereitwilliges Agieren unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Anerkennung zu verdienen. Diese Firmen finden durch Einsatz künstlicher Intelligenz heraus, ob wir berechtigt sind mit anderen Menschen zu interagieren. Technikverweigerer, Gesperrte oder vielleicht sogar nicht genug zahlende Kunden erfahren jedoch Einschränkungen. Wollen wir wirklich, dass es so weit kommt?




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