Wie in Island - Landschaftliche Doppelgänger in der Alpe-Adria Region
- Manfred Preyer
- 29. Jan.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
In diesem Reiseblog dreht sich alles um landschaftliche Doppelgänger-mit einem Bezug zu Island.
Heiße natürliche Quellen wie in Island
Die Nutzung der meisten Quellen reicht bis in die Römerzeit zurück, ähnlich wie in Island, wo heiße Quellen seit der Besiedlung durch die Wikinger eine zentrale Rolle spielen. Dieser Blog untersucht die geologischen Ursprünge, kulturelle Bedeutung und touristische Erschließung der heißen Quellen in der Alpe-Adria-Region – mit Blick auf Parallelen und Unterschiede zu Island.
Thermalquelle Maibachl - Ein heißer Hauch des Frühlings
Das Maibachl ist ein kleiner Bach, der von einer unterirdischen Thermalquelle gespeist wird. Am meisten warmes Wasser gibt es in den Frühlingsmonaten, aber auch nach Regen kann die Wassertemperatur vom Maibachl angenehm warm sprudeln. Sobald der Schnee zu schmelzen beginnt und die ersten warmen Sonnenstrahlen die Erde erwärmen, fängt das Maibachl an zu fließen. Ihr heißes, mineralhaltiges Wasser ist bekannt für seine heilenden Eigenschaften und lockt Abenteuerlustige aus nah und fern an. Zwei natürliche und fast kreisrunde Kieselbecken laden zum Badenden mitten im Wald ein. Dann spricht sich die Kunde vom warmen Wasser im Maibachl schnell herum und es finden sich viele Leute an den beiden entspannenden Becken zum Baden ein.
Der Warmbach mündet in die Drau und ist ein weiteres Beispiel für die thermische Energie der Region. Sein warmes Wasser wird ganzjährig durch unterirdische Quellen vom Warmbad Villach gespeist und schafft ein einzigartiges Mikroklima, das eine üppige Vegetation und eine vielfältige Tierwelt begünstigt. Unter Wasser wirkt der Bach exotisch, weil Aquarienbesitzer Zierfische und Pflanzen freigesetzt haben. Speziell bei der Autobahnbrücke kann diese tropische Unterwasserlandschaft vom Ufer aus beobachtet werden. Der Bach ist nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein historisches Relikt, das bereits von den Römern genutzt wurde. Der Hungerbach ist weniger bekannt aber umso faszinierender. Er fließt durch das gleichnamige Tal und zeigt ebenfalls thermische Einflüsse. Sein warmes Wasser ist ein Hinweis auf die vulkanische Vergangenheit der Region. Im meist ausgetrockneten Bachbett vom Hungerbaches finden sich klar segmentierten Konglomeratgestein. Historisch gesehen hat der Name hat tatsächlich etwas mit Hunger zu tun. Als Folge von sehr starken Niederschlägen beginnt die Quelle zu fließen. Die darunter liegenden Landwirtschaft leidet dann unter Überschwemmungen und in der Folge an Missernten, was bei den Menschen zu Hunger führte. Eine besonders schwere Hungersnot ereignete sich im Jahr 1315-1317 durch starke, sintflutartige Regenfälle.
Entlang des Römerweges findet sich der Römerbrunnen, eine in Stein gefasste kalte Quelle, die schon den Römern klares, kühlendes Quellwasser gespendet hat. Die kalte Studenca-Quelle ist beschildert und wenige Meter vom Maibachl entfernt und nur dann wasserführend, wenn auch die Quelle vom Maibachl sprudelt.
Als entspannenden kleinen Tipp empfehlen wir die Therme Warmbad-Villach.


Hévízer See in Ungarn und Viti-See:
Der Hévízer See ist der größte natürliche Thermalsee Europas und liegt am Westufer nicht weit weg vom Plattensee. Das Wasser enthält Schwefel, Radium und andere Mineralien und bleibt das ganze Jahr über warm.

Thermalsee in Heviz und Viti-See in Island
Der größte natürliche Thermalsee in Heviz beeintruckt nicht durch seine Größe und der angenehmen Wassertemperatur, die es ganzjährig ermöglicht zu Schwimmen. Leider ist ein Eintritt zu bezahlen und die Thermalanlage ist teilweise in die Jahre gekommen.
Im Winter ist der Thermalsee von Heviz mit seinem Heilwasser ein Erlebnis wie in Island. Die Spitztürmchen inegrieren sich hervorragend in die Landschaft. Bei Schnee ist ein nordeuropäische "Touch" vorhanden.

Klevevž in Slowenien:
Klevevž ist ein Geheimtipp und gesundheitsfördernd für ihr natürliches Thermalwasser. Das Wasser hat das ganze Jahr über eine Temperatur von 21-25°C und befindet sich in einem Steinbecken, in dem man auch im Winter baden kann. Die Umgebung um Klevevž ist sehr reizvoll. Es gibt eine Durchbruchschlucht vom Bache Radulja und kleine Wasserfälle. Die historischen Überreste der Burg Klevevž und die nahegelegenen Kras-Höhlen runden ein entspannendes Ausflugsprogramm.

Cascate del Mulino in Italien
Cascate del Mulino mit ihren heißen Wasserfällen befindet sich in der Toskana, am Fuße des Vulkans Monte Amiata. Das schwefelhaltige Wasser hat eine Temperatur von etwa 37°C und wird seit der Römerzeit für seine heilenden Eigenschaften geschätzt.
Die Cascate del Mulino in der Nähe der Terme di Saturnia liegen in der südlichen Toskana, etwa 2,5 Autostunden von Rom entfernt. Die nächstgelegene Stadt ist Manciano. Am einfachsten erreicht man die Quellen mit dem Auto, da öffentliche Verkehrsmittel nur begrenzt verfügbar sind. Parkplätze sind in der Nähe vorhanden. Im Gegensatz zu vielen isländischen Quellen ist der Zugang hier kostenlos, obwohl es auch ein luxuriöses Spa, das Saturnia Spa, mit Eintrittsgebühren gibt.

Der isländische Doppelgänger ist die blaue Lagune.

Chorvátsky Grob in der Slowakei bei Bratislava
Aber es gibt auch heiße Quelle mit einem nicht natürlichen Ursprung. Zum Beispiel in der Slowakei, ganz in der Nähe von Bratislava unweit vom kleinen Dorf Chorvátsky Grob befindet sich ein nicht verschlossenes Bohrloch, wo heißes Wasser in eine Betonwanne fließt und darüberhinaus einen kleinen Teich gebildet hat. Die frei zugängliche Fläche mit Parkplatz wird von der einheimischen Bevölerung rege genutzt und ist auch ein Naturparadies mit einer einzigartigen Flora, Fauna und Tierwelt. Mit Navigationsgerät finden Sie die Stelle unter "Termálny prameň".

Llixhat e Bënjës in Albanien:
In Albanien finden Sie in atemberaubender Natur warmen Quellen in der Nähe des Dorfes Benjë, etwa 14 km von der Stadt Përmet entfernt. Diese heißen Quellen, bekannt als Llixhat e Bënjës, werden seit der Antike für heilende Zwecke und der Entspannung genutzt.
Das Wasser enthält Mineralien wie Chlor, Natrium und Kalzium und hat eine Temperatur zwischen 23 und 32 °C. Die Quellen sind in einem malerischen Tal gelegen und bieten mehrere Becken zum Baden. Besucher können das trübe, blaue Wasser genießen. Die Quellen sind kostenlos und ein beliebter Ort für Urlauber und Einheimische. In Përmet und Benjë gibt es eine gute, meist günstige, touristische Infrastruktur auch mit unterschiedlichen Unterkunftsarten. Vor Ort in Gehweite von den Becken gibt mehrere Campingplätze. Für die Anreise empfiehlt sich der Individualverkehr, weil Busverbindungen gibt es nur bis Përmet.

Campi Flegrei in der Nähe von Neapel in Italien
Die Phlegräische Felder, Campi Flegrei oder übersetzt brennenden Feldern sind ein großes, aktives Caldera-System mit starker hydrothermaler Aktivität. Die Reykjanes-Halbinsel, insbesondere das Gebiet um Grindavík und das Svartsengi-Kraftwerk, sind Aufgrund der hydrothermale Felder mit ihren Fumarolen (Dampfaustritte), Solfataren (Schwefelgas-Austritte), Heißen Quellen und Schlammtöpfen sehr ähnlich
Terme di Bagni San Filippo
Terme di Bagni San Filippo in der Toskana
Diese Thermalquelle liegt in der Nähe des Ortes Bagni San Filippo, etwa 1,5 Stunden südlich von Siena. Die Anfahrt erfolgt am besten mit dem Auto, da es keine direkten Bahnverbindungen gibt.
Die Wassertemperatur variiert zwischen 25°C und 48°C, je nach Becken. Die berühmte **"Balena Bianca"** (Weißer Wal) ist eine Kalksteinformation, die an das isländische Thermalgebiet Hveravellir erinnert. Es gibt sowohl kostenlose Becken als auch das kleine, kostenpflichtiges Thermalbad "Terme San Filippo".

Landschaftliche Doppelgänger von Island in Europa
Ísafjörður und seine Doppelgänger in Hallstatt und Geirangerfjord:
Besonders die Region um Ísafjörður in den Westfjorden erinnert mit steilen Felswänden und ruhigem Wasser an Hallstatt. Die Fjorde sind tief eingeschnitten, einsam und von kleinen Dörfern gesäumt. Aber auch die Snæfellsnes-Halbinsel wird oft als „Island in Miniatur“ bezeichnet, mit Fjorden, Bergen und Küstenlandschaften, die Hallstatt in ihrer Vielfalt nahekommen.

Der Hallstätter See - der "stille Fjord" in Oberösterreich
Der Hallstättersee, eingebettet in die majestätische Kulisse des Salzkammerguts, ist ein alpines Juwel von seltener Schönheit. Sein Wasser schimmert in tiefem Blau, gespeist von klaren Gebirgsquellen und umrahmt von steilen Felswänden. Die Oberfläche wirkt oft wie ein Spiegel, der die umliegenden Gipfel und das pittoreske Dorf Hallstatt reflektiert – ein Anblick, der weltweit Bewunderung findet.
Hallstatt selbst ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut“. Die Region blickt auf über 7000 Jahre Salzabbau zurück und gilt als Wiege der Hallstattkultur. Das historische Salzbergwerk, die prähistorischen Gräber und das Welterbemuseum zeugen von dieser tief verwurzelten Geschichte.
Wer dem Trubel entkommen will, sollte die Ostseite des Sees erkunden. Der Ostuferwanderweg führt durch stille Wälder und vorbei an versteckten Buchten – perfekt für ein Picknick mit Aussicht. Besonders lohnenswert ist ein Abstecher zur Hirschaualm, wo man mit Blick auf den See regionale Spezialitäten genießen kann. Ein weiteres Highlight ist die Koppenwinklalm nahe Obertraun, ein abgeschiedener Ort mit kristallklaren Bächen und urigen Hütten.
Von Salzburg oder Linz erreicht man Hallstatt bequem mit dem Zug über Attnang-Puchheim und Bad Ischl. Die letzte Etappe erfolgt per Fähre über den See – ein Erlebnis für sich. Autofahrer können über die B145 anreisen, sollten jedoch früh parken, da Hallstatt größtenteils autofrei ist.
In der Umgebung locken weitere Naturschauplätze: Die Dachstein-Eishöhlen und die spektakuläre „5fingers“-Aussichtsplattform bieten atemberaubende Panoramen. Auch der Gosausee mit Blick auf den Dachsteingletscher ist nur eine kurze Fahrt entfernt und lädt zum Wandern und Staunen ein.
Der Hallstätter See ist mehr als ein Fotomotiv – er ist ein Ort, an dem Wasser, Geschichte und stille Magie verschmelzen. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt hier eine Welt, die weit über das Postkartenidyll hinausgeht.

Ísafjörður und Geirangerfjord
Wer etwas weiter weg will, kann in Norwegen den Geirangerfjord, auch UNESCO-Weltnaturerbe sehr ähnlich in Stimmung und Topografien erleben.
Der Lovatnet-See mit seinem türkisblaues Wasser, eingerahmt von schneebedeckten Bergen, ist ein Doppelgänger. Das Romsdalen-Tal mit dem Rauma-Fluss und dramatischen Bergkulissen bietet es eine alpine Ruhe wie in Ísafjörður oder im Salzkammergut.

Vatnajökull und seine alpinen Doppelgänger mit glazialen Landschaften in Tirol
Tirol beherbergt Gletscher- und Hochgebirgslandschaften wie die Axamer Lizum in den Stubaier Alpen, die mit ihren schroffen Felsformationen und Eisflächen an Islands Gletscher wie den Vatnajökull erinnern. Die Axamer Lizum bietet ähnlich karge, von Eis geformte Landschaften und eignet sich für Gletscherwanderungen, die in Island ebenfalls populär sind. Der Lustige Bergler Steig ähnelt mit seinen schwarzen Bergwegen und steilen Klippen den basaltischen Felsformationen Islands. Auch wenn vulkanische Elemente fehlen, die moosbewachsenen Almen ähneln ebenfalls der isländischen Vegetation.
Auch der Kaunertaler Gletscher mit seiner Aussichtsplattform am Dreiländerblick zeigt eine vergleichbare Majestät zu isländischen Gletscherpanoramen. Oder die Zillertaler Arena mit ihren wunderschönen Almen bieten eine islandgleiche karge Almlandschaft. Die kargen Hochplateaus der Stubaier Alpen oder des Ruhegebiets Kalkkögel erinnern an die unwirtliche Schönheit isländischer Hochlandebenen.
Zumindest preislich halten die Almhütten in Tirol mit der Gastronomie in Island mit.

Die Fjorde und steilen Klippen der Färöer erinnern stark an Ostisland und bieten eine ähnliche Mischung aus Wasser, Fels und Nebel. Leider fehlen auf den Färöer-Inseln die heißen Quellen.
Bild - Färöer Inseln
Die Fjorde und steilen Klippen der Färöer erinnern stark an Ostisland und bieten eine ähnliche Mischung aus Wasser, Fels und Nebel. Leider fehlen auf den Färöer-Inseln die heißen Quellen.

Pamukkale in der Türkei:
Bekannt für seine weißen Sinterterrassen, die durch heiße Quellen entstehen, ist Pamukkale ein beeindruckendes Naturwunder in der Türkei. Die heißen Quellen haben eine Temperatur von etwa 37°C.

